Am 8.10. 2019 fand in der Hauptbücherei am Gürtel eine Podiumsdiskussion mit Christian Piska (Institut für Staats- und Verwaltungsrecht), Heidemarie Schrodt (Direktorin i.R. und Vorsitzende von Bildunggrenzenlos), Gertrude Brinek (Volksanwaltschaft), Roland Reichart-Mückstein (OPENschool) und Daniel Leisser (Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Rechtslinguistik) statt.
Moderation: Doha Nasr (Studentin; Juridicum Wien)
Das auf den Punkt gebrachte Eingangsstatement (siehe unten) von Prof. Piska versprach eine spannende Podiumsdiskussion:
Fast alles, was wir tun, kann rechtliche Konsequenzen haben. Auch dann, wenn wir glauben, im rechtsfreien Bereich zu agieren. Die stark im Vormarsch stehende Digitalisierung und allgegenwärtige social media verstärken diesen Trend.
Durch einen bedenklichen Hang zur Überregulierung schafft die Rechtsordnung immer komplexere Systeme, denen Menschen, die letztlich keine Ahnung von juristischen Vorgängen haben, bis ins letzte Detail entsprechen müssen. Wer Absurditäten regulativer Auswüchse spielerisch kennenlernen möchte, braucht nur bei Gelegenheit die TV-Show "Vurschrift is Vurschrift" aufzudrehen.
Recht bedeutet aber noch mehr als das: Es bedeutet im Prinzip, eine neue Sprache zu erlernen, die mit tausenden spezifischen Fachausdrücken gespickt ist. Damit kämpfen Anfänger des Jusstudiums ganz erheblich, ich erlebe das laufend in meinen Anfänger-Lehrveranstaltungen.
Aus meiner Sicht kann man daher nichts Besseres tun, als Rechtskunde in Grundzügen schon im Schulsystem zu vermitteln. Schüler können keine ausgebildeten Juristen werden, aber sie können lernen abzuschätzen, welche juristischen Konsequenzen mit Alltagshandlungen verbunden sind. Gleiches gilt für Rechte, die ihnen die Rechtsordnung bereitstellt - um sie in Anspruch nehmen zu können, muss man wissen, dass es sie überhaupt gibt. Rechtskenntnis ist also zutiefst praktisch und im täglichen Leben mehr als bloß nützlich. Unsere Kinder lernen derart viel nutzloses Zeug in der Schule - es ist an der Zeit, praktisch verwertbare Wissensvermittlung in den Mittelpunkt zu stellen.
